Blitzlicht-Interview: ERZmobil in Zwönitz

Mit dem ERZmobil, das per App buchbar ist, können Fahrgäste flexibel innerhalb von Zwönitz transportiert werden

28.03.2022

Ende Januar ist der vollektrische On-Demand-Shuttle ERZmobil in Zwönitz in den regulären Betrieb gestartet. Zum Auftakt der neuen Newsletter-Rubrik "Blitzlicht" der Kompetenzstelle Effiziente Mobilität Sachsen haben wir mit Dr. Martin Benedict, Chief Digital Officer und Leiter Smart City in Zwönitz gesprochen und nachgefragt, wie die ersten Wochen liefen:

Was ist die Idee hinter dem ERZmobil und welche drei Stichworte beschreiben das ERZmobil am besten?

Beim ERZmobil handelt es sich um einen innovativen Lückenschließer im ÖPNV. Wie in vielen ländlichen Regionen ist auch in Zwönitz die Vernetzung der Kernstadt mit den Ortsteilen bzw. wichtigen infrastrukturellen Einrichtungen nur mäßig bis gar nicht mit attraktiven Angeboten des klassischen ÖPNV besetzt. Dieses Problem soll durch das ERZmobil als innovativem Zubringer gelöst werden. Ein vollelektrisch angetriebener Kleinbus mit rollstuhlgerechtem Umbau verkehrt dabei als Rufbus flexibel innerhalb der Gemeindegrenzen. Dabei soll kein Konkurrenzprodukt zu bestehenden Verbindungen entstehen, sondern eine Stärkung des gesamten ÖPNV durch die verbesserte Anbindung an den Bahnhof und bestehende Bushaltestellen erfolgen. Um diese Integration und Stärkung in das ÖPNV-System zu unterstreichen, gelten die üblichen Tarifbestimmungen des VMS (Verkehrsverbund Mittelsachsen) wie in allen anderen Verkehrsmitteln auch. Für die Kommune soll dabei ein wirtschaftlich attraktiver und ressourcenschonender Stadtverkehr entstehen.

Drei Stichworte: Preiswert, Umweltfreundlich, Innovativ.

Das ERZmobil ist Ende Januar in den regulären Betrieb gestartet. Wie sieht das Fazit der ersten Monate aus?

Der Betrieb ist gut angelaufen. Die App haben ca. 200 Personen installiert. Wir haben derzeit typischerweise drei Fahrten am Tag, wobei das ERZmobil hauptsächlich durch Schüler genutzt wird. Ich gebe aber zu, das ist noch ausbaufähig und bei diesen Zahlen wollen wir nicht stehen bleiben. Unser Ziel ist es, auch ältere Personen einzubinden. Dazu führen wir in den nächsten Wochen mehrere Schulungen für Senioren durch. Außerdem veröffentlichen wir in unserem Zwönitzer Anzeiger regelmäßig Beiträge mit Nutzungsbeispielen. Gerade unter Berücksichtigung der aktuellen Benzinpreisentwicklung sowie der intendierten politischen Maßnahmen, z. B. das geplante 9-Euro-Ticket, gehe ich davon aus, dass wir unsere Fahrgastzahl in den nächsten Monaten steigern können.

Zum Schluss ein Blick in die Zukunft der Mobilität: Wie stellen Sie sich Ihren Arbeitsweg in zehn Jahren vor?

Mit Blick auf meinen Arbeitsweg wünsche ich mir, dass ich in zehn Jahren genauso schnell, flexibel und zuverlässig wie heute mit dem Auto auf Arbeit komme. Der Faktor „Lebenszeit“ und wofür man sie aufwendet, spielt dabei eine große Rolle. Welches Fahrzeug ich dann nutze ist eher zweitrangig. Ich glaube aber, wir werden weiter Lösungen für Individualmobilität benötigen, da die Arbeitswege im Erzgebirge sehr heterogen sind. Elektromobilität wird dabei sicherlich eine große Rolle spielen. Unser ERZmobil-Projekt kann dabei eine Brücke zwischen ÖPNV und Individualmobilität schlagen.